Sexkaufverbot - Pro & Contra

Veröffentlicht am 20. Mai 2020

Während der Corona-Pandemie bleiben Bordelle geschlossen. Die Ansteckungsgefahr wäre aber auch in den kommenden Monaten und Jahren enorm hoch - darum verlangen mehrere Politiker nun, dass Sexarbeit in Zukunft grundsätzlich verboten wird. Prostitution sei sowieso eine unwürdige Tätigkeit, zu der die meisten Frauen gezwungen würden, so wird argumentiert.

Prostitution verbieten - was würde das bedeuten?

Für viele Männer und Frauen ist das Sexgewerbe die Haupteinnahmequelle und ein Beruf wie jeder andere im Dienstleistungsbereich. Das diskutierte Verbot würde für sie das Ende eines Berufes bedeuten, den vielleicht nicht alle, aber doch ein großer Teil mit Freude und Spaß ausüben. Genau das glauben einige Politiker aber nicht. Für diese bedeutet Prostitution automatisch Zwang, Ausbeutung und frauen-verachtendes Verhalten. Vor allem weiblichen Dienstleisterinnen, die mit Escort oder Sex ihren Lebensunterhalt verdienen, unterstellt man damit, dass sie Opfer ihres Berufes sind. Sie können sich diesen schließlich nicht bewusst ausgesucht haben und auch noch gerne ausüben.

Die Corona-Krise führte dazu, dass Bordelle zunächst geschlossen wurden, da natürlich dieses Gewerbe absolut nicht mit entsprechendem Schutzabstand durchzuführen wäre. Aber irgendwann geht es auch weiter wie bisher, oder? Die Angst vor einer dauerhaften Schließung ist gerade ein großes Thema und viele Prostituierte und Escorts machen sich große Sorgen. Für sie würde ein Verbot bedeuten, dass sie ihren Wahlberuf nur noch illegal oder heimlich ausüben könnten. Obwohl ihre Leistungen so wichtig und gefragt sind, sie ihren Beruf gerne und gut ausüben, werden ihnen dann gesetzliche Steine in den Weg gelegt, welche die meisten nicht überwinden können oder wollen.

Negative Seiten eines Verbotes

Sexuelle Dienstleistungen tragen einen großen Teil dazu bei, dass Sex nicht nur für Menschen erreichbar ist, die feste oder lockere Beziehungen pflegen. Nicht jeder findet Sexpartner in dem Umfang und der Regelmäßigkeit, die für ein erfülltes Sexleben wichtig wäre. Und nicht jeder möchte eine Beziehung eingehen oder eine Affäre haben, nur um körperliche Befriedigung zu erreichen. Sex ist ein ganz natürliches Bedürfnis, das sich sehr viele Menschen gerne professionell und anonym befriedigen lassen möchten. Sie sind bereit, dafür angemessen zu bezahlen und wissen es zu schätzen, dass sie diese Leistung in sauberen und legalen Bordellen oder von seriösen Privatpersonen beziehen können.

All das wäre bei einem Prostitutionsverbot nicht mehr möglich und die dennoch gefragte Leistung würde unseriös, unsauber und geradezu gefährlich für beide Seiten. Da die Nachfrage weiterhin da wäre und auch die Angebote nicht allesamt verschwinden würden, müsste das Sexgewerbe im Untergrund stattfinden. Dadurch wären die Prostituierten und Escorts leichter Opfer von Gewalt, Betrug und Krankheiten. Sie könnten sich nicht mehr sicher fühlen, da sie im Zweifelsfalle weder Hilfe vom Gesundheitssystem noch der Polizei erwarten könnten. Das Bedürfnis der Kundschaft nach käuflichem Sex würde oftmals so lange unterdrückt und verdrängt werden, bis es übermächtig ist. Wenn dann auf illegalem Weg nach Sex gesucht wird, wären sie bereits so nervös und gereizt, dass sie nicht gerade zur angenehmen Kundschaft gehören würden. Generell wäre die Kundschaft längst nicht mehr so angenehm, wie es unter legalen Umständen oft der Fall ist. Denn eine Straftat für käuflichen Sex zu begehen würden hauptsächlich diejenigen wagen, die Straftaten grundsätzlich nicht abgeneigt sind.

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Das spricht für ein Sexkaufverbot

Natürlich gibt es auch die dunkle Seite des Gewerbes. Dazu zählen Menschenhandel und Zwangsprostitution, wie sie von Seiten der Politik als Negativbeispiele genannt werden. Diese unmenschlichen und grausamen Bedingungen würde ein Verbot noch schwieriger gestalten. Da unter Zwang anschaffende Frauen und Männer nicht mehr als legale und freiwillige Prostituierte verkauft werden könnten, würde der Handel mit ihnen nochmals riskanter. Menschen unter Zwang und Androhungen ins Sexgewerbe zu bringen, ist noch leichter machbar, solange dieser Beruf ihnen zumindest legal möglich ist. Für die Polizei ist es dann auch schwer erkennbar, wer tatsächlich selbst gewählt und frei arbeitet und wer von außen unerkennbarem Druck folgt. Wird jedoch die gesamte Handlung verboten, sind auch diese Sexarbeiter/innen leichter von der Straße zu sammeln. Dennoch darf man nicht vergessen, dass Menschenhandel und Zwangsprostitution bereits illegal sind und es deutliche Gesetze dagegen gibt. Freiwillige Prostitution als Wahlberuf darf nicht automatisch mit diesen negativen Seiten des Gewerbes in einen Topf geworfen werden, nur weil es der Polizei und Justiz schwer fällt, die Grenzen zu erkennen und deutlich festzustellen, wann welcher Fall vorliegt.

Ein weiterer Punkt spricht für ein Verbot. Nämlich, dass es leider auch einige Prostituierte und Escorts gibt, die diesem Beruf nur aus Mangel an anderen Möglichkeiten nachgehen. Nicht für jede Person ist diese Tätigkeit erste Wahl, sondern sie haben keinen anderen Beruf gelernt oder trauen sich nichts anderes zu. Diese Gruppe bräuchte vielleicht tatsächlich das Prostitutionsverbot, um sich einen anderen Beruf suchen zu müssen und nicht ins Gewerbe zu rutschen, nur weil sie keine Wahlmöglichkeiten sehen. Natürlich wäre entsprechende Unterstützung des Staats dafür Voraussetzung. Es müssten mehr Zugangsmöglichkeiten in andere Berufe geschaffen und das Bildungssystem verbessert werden. Leider bedeutet ein Prostitutionsverbot nicht auch automatisch, dass alle damit einher gehenden Konsequenzen von der Politik gesehen und aufgefangen werden.

Privat im Gewerbe arbeiten

Die Frage nach der Freiwilligkeit in der Prostitution ist verständlicherweise von außen schwierig zu durchschauen. Ganz klar getrennt werden kann aber zumindest schon die Zuhälterei von privaten Sexarbeitern, da eine Selbstständigkeit absolut eindeutig nicht unter Zwang oder als Opfer stattfindet. Das bedeutet, dass bei der Diskussion um die dauerhafte Schließung der Bordelle für den Kampf gegen Zwangsprostitution und Zuhälterei, Privatpersonen außen vor sein sollten. Natürlich lässt sich dann weiter über das Ansteckungsrisiko in Corona-Zeiten diskutieren. Dieses wurde jedoch offensichtlich nur als Auslöser für die Grundsatz-Diskussion heran genommen. Denn die Pandemie wird nicht ewig akut sein, ein Prostitutionsverbot würde diese Krise lange überdauern. Die zunächst vorübergehende Schließung der Bordelle im Rahmen von Corona wurde in der Politik also nur genutzt, um dieses Verbot nun endlich in den Raum zu stellen.

Für Prostituierte und Escorts könnte das bedeuten, dass sie nach der Pandemie zumindest im Privatbereich ihrem Wahlberuf nachgehen können. Denn wenn sie eigenverantwortlich und selbstständig als Sexworker über eine Plattform ihr kleines Gewerbe führen, kann man sie nicht als Opfer von Zwangsprostitution darstellen. Sie können sich ihre Kunden selbst aussuchen, ihre Risiken kalkulieren und entscheiden, wie weit sie gehen wollen. Über ihre Profile können sie bereits vorab klar angeben, welche Leistungen sie anbieten und welche Bedingungen sie stellen. Freier und emanzipierter ist wirklich kaum ein anderer Beruf!